Auch Banken und Sparkassen bekommen heute nicht mehr genügend Auszubildende. Wir haben untersucht, warum dies so ist.
Im Folgenden findet ihr die wichtigsten Ergebnisse der Befragung. Das Gesamtergebnis kann am Ende der Seite als PDF-Datei heruntergeladen werden.
An der Umfrage teilgenommen haben insgesamt 371 Schülerinnen und Schüler aus Abschlussklassen von Nürnberger Realschulen, Wirtschaftsschulen, Fachoberschulen und Gymnasien (-> Details zur Teilnehmerstruktur).
Der größte Teil der Befragten (43%) möchte nach der Schule eine Berufsausbildung absolvieren, 26% wollen studieren und 14% auf eine weiterführende Schule (vermutlich FOS).
Ganz generell würden allerdings 41 % der Befragten ein Studium einer Ausbildung vorziehen.
Als Gründe hierfür werden vor allem die allgemein besseren Zukunfts- und Entwicklungsmöglichkeiten und das höhere Ansehen genannt.
42% unserer Befragten wollen in jedem Fall einen kaufmännische Beruf ergreifen. Technik und Soziales werden nur zu je 20% genannt.
49% aller Befragten können sich auch durchaus vorstellen, bei einer Bank zu arbeiten. Hier zeigen sich allerdings sehr deutliche Unterschiede zwischen den Schularten. Über 80% aller Abgänger von Gymnasien beantworten diese Frage nämlich mit "Nein":
Anders sieht es bei der Frage aus, ob man sich eine Bankausbildung zutrauen würde. 56% bejahen dies, mehrheitlich die Abiturienten. 20% haben hier Bedenken und 25% sind sind nicht sicher - in beiden Fällen handelt es sich mehrheitlich um Real- und Wirtschaftsschüler.
Bei den Bedenken werden vor allem die zu hohen Anforderungen in Mathematik genannt.
Die Angst vor Mathematik ist bei Wirtschaftsschülern am stärksten ausgeprägt, wie die folgende Statistik zeigt.
Was erhoffen sich heutige Schulabgänger überhaupt von ihrem Berufsleben? Als Wunschmerkmale werden hier vor allem "Gutes Arbeitsklima" (78 %), "Sicherer Arbeitsplatz" (77 %), Abwechslung (72 %) und "Hohes Gehalt" (68 %) genannt - und dies gleichmäßig bei beiden Geschlechtern.
Relativ eindeutig sind Antworten, auf die Frage, ob die Arbeit in einer Bank auch diesen Wunschvorstellungen entspricht. Hier ist die Skepsis groß: 42% der Befragten sind der Ansicht, dass die Arbeit in einer Bank diesen Wunschvorstellungen nicht entspricht. Nur 20% beantworten die Frage mit "Ja".
Ganz besonders skeptisch sind dabei Berufsoberschüler, Fachoberschüler und Gymnasiasten. Aber selbst von den Realschülern glauben
weniger als 20%, dass Bankkaufmann ihrem Wunschberuf entspricht. 54% der Fachoberschüler, 48% der Gymnasiasten und 47% der Berufsoberschüler verneinen dies sogar
ganz eindeutig.
Am deutlichsten wird diese Ablehnung und mangelnde Attraktivität des Berufs "Bankkaufmann/-frau" anhand der Attribute "spannend" bzw. "langweilig". 65 % der Befragten empfinden den Beruf Bankkaufmann eher als langweilig, davon 25% als langweilig und 22% als sehr langweilig.
Nur 4% finden den Beruf Bankkaufmann spannend oder sehr spannend (9%).
Auch bei dieser Einschätzung ist wieder die Ablehnung der Gymnasiasten am größten, jedoch dicht gefolgt von den Wirtschaftsschülern (55%).
Dieses Ergebnis der programmierten Fragen wird verstärkt durch zahlreiche offene Antworten, die in diese Richtung zielen. Hier eine kleine Auswahl (wörtliche Zitate!):
Dieses "langweilige" und teilweise "spießige" Image des Bankberufs (je 12% "spießig" und "sehr spießig" gegenüber 18% "modern" und 7% "sehr modern" - vgl. Frage 18b im Gesamtergebnis) ist offenbar für die meisten Jugendlichen von heute ausschlaggebend, den Beruf des "Bankers" nicht mehr anzustreben.
Andere Gründe sind demgegenüber offenbar zweitrangig.
So schätzen die Befragen z.B. die Ausbildungsvergütung von Bank-Azubis als eher hoch ein (82% höher oder ähnlich hoch wie bei vergleichbarer Ausbildungsberufen).
Dies gilt auch für das Gehalt von Bankkaufleuten (86% höher oder ähnlich hoch wie bei vergleichbaren beruflichen
Tätigkeiten).
Ähnliches gilt für die vermuteten Aufstiegschancen (75% gleich oder besser wie bei vergleichbaren Berufen, vgl. Frage 16).
Ebenso wenig Abschreckungspotential hat ein möglicher "Dresscode" in Banken: 50% der Befragten können sich damit durchaus identifizieren (vgl.
Frage 19).
Auch der generelle Eindruck vom Beruf ist trotz Bankenkrise nach wie vor gut. 53% der Befragten halten den Beruf für sehr seriös oder seriös.
Das zeigt sich auch beim Vertrauen gegenüber der eigenen Bank. 57% der Befragten bezeichnen das Vertrauensverhältnis gegenüber ihrer Hausbank als "Sehr gut" oder "Gut".
Nicht ganz so eindeutig sind die Antworten der Befragten zur Sicherheit der Arbeitsplätze in der Bankbranche: Nur 37% der Befragten halten die Arbeitsplätze im Bankbereich noch für sicher, 32% für nicht sicher und 31% sind in dieser Frage unentschieden (vgl. Frage 23).
Es ist daher wohl nicht überraschend, dass 90% der Befragten sich von ihrem zukünftigen Arbeitgeber eine hohe soziale Verantwortung wünschen. Dieser Wert ist im Rahmen unserer Befragung übrigens auffällig hoch.
Welches Bild verbinden die befragten Jugendlichen mit dem Beruf "Bankkaufmann/-frau"? Hier dominiert mit 57% immer noch der Berater vor dem Verkäufer (20%) und dem negativen Klischee des "Abzockers" (20%).
An diesem Bild gemessen wäre es dann für die zukünftigen Ausbildungsbetriebe eigentlich gut, dass 57% der Befragten Kundenkontakt als "sehr angenehm" oder "angenehm" empfinden. Zum Bild des traditionellen Bankberaters würde auch passen, dass sich 40% der Jugendlichen eher als Zuhörer denn als Verkäufer (23%) sehen (Vgl. Frage 21).
Wichtige Eigenschaften für einen Bankkaufmann sind nach Ansicht der Befragten die folgenden:
Dass heutige Jugendliche gegenüber dem Beruf des Bankkaufmanns keine Berührungsängste haben, sieht man daran, dass 83% der Befragten ihren Freunden erzählen würden, dass sie sich bei einer Bank beworben haben. Nur 8% hätten damit Imageprobleme. Dies zeigt eindeutig, dass sich die Befragten für den Beruf Bankkaufmann nicht schämen würden.
Ähnliches gilt übrigens auch für die spätere Partnerwahl. Hier sind 31% der Meinung, dass sich die Berufswahl zum Bankkaufmann hier "sehr gut"
oder "gut" auswirken würde (nur 10% meinen, dass dies "schlecht" oder "sehr schlecht" wäre - vgl. Frage 22).
Für potentielle Ausbildungsbetriebe ermutigend dürfte sein, dass auch heute noch 66% der Befragten davon ausgehen, dass eine berufliche Ausbildung noch immer gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt eröffnet.
Leider wird dieses positives Bild der dualen Berufsausbildung heute nicht mehr 1:1 (oder besser) auf die Bankausbildung übertragen. Aktuell glauben nur noch 25% der befragten Jugendlichen, dass gerade eine Ausbildung als Bankkaufmann/-frau besonders gute und vielfältige berufliche Entwicklungsmöglichkeiten bietet, 33% glauben dies eher nicht und 42% sind unsicher (vgl. Frage 34).
An dieser Stellschraube müssten wohl die Banken als Ausbildungsbetrieb am ehesten ansetzen, wenn sie wieder eine Bewerberzahl und -qualität wie in der Vergangenheit haben wollen.
Aber was sagen die Befragten selbst dazu?
„Was sollten Banken Ihrer Meinung nach unternehmen, um als Ausbildungsbetrieb und Arbeitsplatz noch attraktiver zu werden?“ und „Was möchten Sie uns noch sagen?“
Bei diesen offen gestellten Fragen kristallisierten sich drei Schwerpunkte heraus.
Was könnt ihr mir beibringen?
Die wohl prägnanteste Aussage, die sich durchgängig durch die Kommentare der Befragten zieht, ist die Forderung nach mehr Transparenz. Scheinbar fühlen sich viele potenzielle Auszubildenden zu wenig Informiert. Banken sollten beispielsweise „Tage der offenen Tür“ organisieren, früh an die Schüler vor Ort heran treten und sich mehr auf Ausbildungs-Messen einbringen. Auch der Aspekt Werbung zu schalten, die direkt auf das Thema Ausbildung abzielt wurde öfter genannt. „Die derzeitigen bzw. ehemaligen Auszubildenden über ihre Erfahrungen und ihr derzeitiges Arbeitsempfinden sprechenlassen. Auf schulische Veranstaltungen gehen und dort den Kontakt zu Schülern suchen, diese dann versuchen zu überzeugen, dass eine Ausbildung in einer Bank auch ihre guten Seiten hat“ ist ein Zitat, welches den Sachverhalt belegt.
Image Ade!
An zweiter Stelle steht wohl das geschädigte Image des Bankensektors. „Ihre grundsätzliche Philosophie im Umgang mit Geld und die damit verbundene Verantwortung gegenüber der Gesellschaft überdenken, wie auch die gängige Praxis fragwürdiger Spekulationen gänzlich unterlassen“. Scheinbar sind doch relativ viele Jugendliche der Auffassung, Banken nicht vertrauen zu können und spiegeln dies auf deren Aufgabe als Ausbilder/Arbeitgeber wieder. Somit kommt es gar nicht in Frage, sich dort zu bewerben. Hier ist ein entscheidender Unterschied zwischen den offenen und geschlossenen Fragen zu sehen. Bei der Beantwortung der geschlossenen Fragen haben nur wenige Schüler angekreuzt, dass sich ihr Bild über Banken durch die Finanzkrise verschlechtert hätte. Vielmehr bekräftigt die Mehrheit, dass sie ihrer Hausbank nach wie vor trauen.
Nur Abiturienten? Nein, Danke!
Zuletzt kommen wir zu dem Teil der Befragten, die sich die Ausbildung zum Bankkaufmann/-frau an sich vorstellen könnten, es allerdings trotz Bewerbung nicht mit dem Job klappte. Zu hohe Anforderungen von Seiten der Banken sei hier das Problem. Offensichtlich fühlen sich viele auf Schulabschluss und Noten reduziert bzw. befinden die Auswahlverfahren allgemein als zu unpersönlich. Explizit wurde es als paradox bewertet, dass Abiturienten Wirtschaftschülern vorgezogen werden, obwohl letztere vermeidlich schon größere Erfahrungen im ökonomischen Bereich haben und dadurch unter Umständen besser für die Ausbildung geeignet wären. Ein Beleg hierfür wäre folgender Kommentar: „Sobald einer Abi hat nehmen sie ihn, obwohl er vllt. sogar schlechtere Leistungen abliefert. Sie sollten jedem Menschen die selbe Chance geben und nicht nur weil einer einen höheren Abschluss hat als ein anderer ihn nehmen. Dann sollten sie lieber gleich nur Leute mit Abi einladen.“
Eine Gesamtdarstellung der Befragungsergebnisse enthält die folgende PDF-Datei.
Die Schlussfolgerungen aus unserer Befragung findet ihr auf der nächsten Seite.
Projektgruppe "Image Bankkaufmann"
Die Klasse BK 12C bedankt sich für die Teilnahme an der Umfrage und wünscht viel Spaß beim Durchstöbern unserer Website.
Berufsschule 4 | Schönweißstraße 7 | 90461 Nürnberg
Projektgruppe „Image Bankkaufmann"